Inklusive Medienarbeit ist seit drei Jahren ein Schwerpunkt der Evangelischen Kinder- und Jugendarbeit in Herzogenrath. Bisher haben wir in den Ferien mit Kindern und Jugendlichen in 4-5 Tagen jeweils einen Film gedreht, das waren tolle Erfahrungen für alle.
Aber wenn nur wenig Zeit zur Verfügung ist? Ein inklusives Medienprojekt* in 2 x 1,5 Stunden, geht das überhaupt? Wir wollen Technik benutzen, die allen Jugendlichen vertraut ist und praktisch keiner Erklärung bedarf. Fast alle in der Gruppe haben ein Smartphone und damit auch schon Videos und nicht nur Fotos aufgenommen, also werden wir mit Smartphones arbeiten. Auch für unseren Jugendlichen mit Autismus passt das Smartphone perfekt, er kennt sich gut damit aus, auch wenn er im Alltag kein eigenes Handy besitzt.
Am ersten Projektdienstag sind es 18 quirlige, gespannte Konfis. In fünf Kleingruppen wird die Geschichte vom barmherzigen Samariter gelesen. Der Arbeitsauftrag ist, diese Geschichte auf die heutige Zeit zu übertragen und in einer Spielszene darzustellen und aufzunehmen. Es wird noch einmal daran erinnert, dass das Smartphone beim Filmen quer gehalten wird.
Die Übertragung der Geschichte in die jetzige Zeit macht den Jugendlichen keine Schwierigkeiten. Ideen sprudeln sofort. In drei Gruppen ist spontan und unabhängig voneinander „Mobbing“ das Stichwort. In wenigen Minuten ist die Planung abgeschlossen und gleich wird losgelegt. Dabei fällt auf, dass ohne Ausnahme alle sehr intensiv beteiligt sind. Flexibel und problemlos verteilen die Jugendlichen die Aufgaben und Rollen untereinander und arbeiten sehr selbständig.
Nach einer knappen Stunde kommt die erste Gruppe mit ihrem Ergebnis und lässt sich zeigen, wie die Sequenzen im Schnittprogramm auf dem Ipad zusammengesetzt und mit Titel versehen werden. Während sie mit dem Schnitt beschäftigt sind, ist auch die zweite Gruppe fertig und überspielt per Kabel das Ergebnis auf den Laptop. Jetzt wird es etwas hektisch, da die anderen drei Gruppen auch fertig sind. Pünktlich versammeln wir uns im Saal vor der Leinwand. „Pssst leise, jetzt kommt unsere beste Stelle....“, alle sind sehr gespannt, wie das eigene Video aussieht und was die anderen gemacht haben.“ Bitte können wir das nochmal anschauen?“, natürlich, soviel Zeit muss sein.
Am zweiten Dienstag arbeiten wir in drei Gruppen. Jede Gruppe hat jeweils 25 Minuten für die Nachbearbeitung des Films, in der übrigen Zeit gibt es eine Station zur Nachbesprechung der Samaritergeschichte und eine Station bei der eine andere Jesuserzählung bearbeitet wird.
Erstaunlich, was eine Gruppe in 25 Minuten schaffen kann: mit dem Movie Maker wird die Helligkeit im Film von den Jugendlichen bearbeitet, außerdem fügen sie Vorspanntitel und Bildkommentare ein. Das Miniprojekt ist abgerundet und kann im Januar beim Elternabend gezeigt werden. Hinter allem spürt man den Stolz auf das gemeinsam erstellte Produkt, auch wenn die Videos nicht für ein weitergehendes Publikum interessant sind. Das gemeinsam Gefühlte, Gesagte, Gespielte zählt, das ist deutlich zu spüren.
Ein Medienprojekt in 2 x 1,5 Stunden? Ja es geht und es lohnt sich! Die 100prozentige Aufmerksamkeit und Beteiligung der Konfis während des Projektes hat uns beeindruckt und besonders schön ist es zu erleben, wie das Erlebnis die Jugendlichen verbindet.
Auf die Frage, wer denn nun mein Nächster ist, bekomme ich erstaunte Blicke. Ist doch klar, „der der deine Hilfe braucht!“
*Mit der Aktion „5 Stunden für Inklusion“ bietet die Lokale Medienarbeit NRW Jugendeinrichtungen Unterstützung, um vor Ort kleine Medienprojekte mit inklusiven Gruppen umzusetzen. Den Zuschlag für diese Aktion habe ich im November 2017 bekommen und so wurden wir von Mediencoach Frau Selma Brand beraten und bei der Umsetzung unterstützt. Herzlichen Dank dafür.
(Text und Bilder: Dorothea Schui)
Ansprechpartnerinnen: Regina Dankers und Stefanie Franzen
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