Neuanfang mit Perspektive

Kirchenkreis Aachen auf dem Weg in die Zukunft – Sommersynode beschließt mit Grundlagenpapier nächste Schritte zur Haushaltskonsolidierung

Der Evangelische Kirchenkreis Aachen steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Im Zentrum der außerordentlichen Kreissynode, die am vergangenen Wochenende in Stolberg tagte, stand die Frage nach dem grundsätzlichen wirtschaftlichen Kurs für die kommenden Jahre. Denn, so sagte es auch Kirchenrat Sascha Flüchter, der für die EKiR an der Synodaltagung teilnahm: „Wir werden uns gegenseitig einiges zumuten müssen, weil schwere Entscheidungen zu treffen sind.“ Dafür werde es nicht reichen, hier und da ein wenig nachzusteuern und ein paar „Pufferplanungen“ aufzulösen. Stattdessen seien ganz andere Maßnahmen erforderlich, als es bisher der Fall war. Welche Maßnahmen dies ganz konkret sein müssen, beschloss die Synode an diesem Wochenende noch nicht. Unter dem Leitmotiv „Gemeinsam neu anfangen“ diskutierten die rund 100 Delegierten und Gäste zunächst eine umfassende Analyse der wirtschaftlichen Lage, Leitplanken für die zukünftige Ausrichtung und ein Grundlagenpapier, das die nächsten Schritte im Zukunftsprozess vorgibt. Trotz der schwierigen Ausgangslage war die Synode dabei geprägt von Zuversicht und einem entschlossenen Blick nach vorn.

Kirchenkreis Aachen sieht sich finanziell unter Druck

Der Anlass für den nun nötigen, umfassenden Prozess: Sinkende Mitgliederzahlen, rückläufige Kirchensteuereinnahmen und steigende Kosten setzen den Kirchenkreis finanziell unter Druck. Nach Berechnungen der externen Unternehmensberatung rosenbaum nagy droht bei unverändertem Kurs spätestens im Jahr 2032 die vollständige Aufzehrung der Rücklagen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde der Zukunfts- und Konsolidierungsprozess ins Leben gerufen. Die Ergebnisse dieses Prozesses wurden nun in einem Grundlagenpapier vorgestellt und auf der Synode mit breiter Mehrheit als Basis für die weitere Arbeit anerkannt. Die wesentlichen Vorschläge betreffen vier zentrale Handlungsfelder: Strategie, Struktur, Steuerung und das Jugendgästehaus Monschau.

Ein zentrales Ziel des Prozesses und des Grundlagenpapiers ist die strategische Neuausrichtung des Kirchenkreises: Dieser soll seine Aufgaben und Zielgruppen künftig klarer definieren. Dabei geht es um mehr als um Einsparungen – es geht um die Frage, wie Kirche auch in Zukunft lebensnah, relevant und ansprechbar bleiben kann. Hierbei soll genau geprüft werden, welche bewährten Angebote des Kirchenkreises erhalten werden können, aber auch, welche neuen Formate und Maßnahmen entwickelt werden müssen. 

Kooperationen und Digitalisierung nutzen

Auch strukturelle Veränderungen stehen im Raum. Fusionsüberlegungen auf Gemeinde- oder sogar Kirchenkreis-Ebene, eine stärkere regionale Zusammenarbeit und Kooperationen mit anderen Kirchenkreisen oder ökumenischen Partnern sollen geprüft werden. In den vergangenen Jahren habe es hier bereits gute Erfahrungen gegeben – nun soll das Miteinander gezielt weiterentwickelt werden. Für die Verwaltung schlagen die externen Berater eine stärkere Digitalisierung und den gezielten Einsatz von KI-basierten Anwendungen vor. So könnten Prozesse vereinfacht und Ressourcen geschont werden. Auch die Nutzung und Effizienz bestehender Gebäude soll auf den Prüfstand.

Ein besonders zu betrachtendes Thema ist darüber hinaus der Betrieb des Jugendgästehauses Monschau. Hier gilt es, einen wirtschaftlich tragfähigen Weg zu finden – sei es durch einen gezielten Umbau des Betriebs oder eine geordnete Veräußerung. Klar ist: Die Entscheidung muss bald fallen, um Planungssicherheit zu schaffen.

Die Kreissynode bekannte sich bei all diesen zukünftigen Schritten ausdrücklich zu einem sozialverträglichen Wandel. Besonders bei etwaigen Personalanpassungen soll die altersbedingte Fluktuation genutzt werden, um Härten zu vermeiden. Zudem wurde betont, dass Fundraising und neue Einnahmequellen künftig stärker ins Blickfeld rücken sollen.

Arbeitsgruppen sollen konkrete Lösungen entwickeln

Superintendentin Pfarrerin Verena Jantzen fasste die Stimmung der Synode so zusammen: „Ja, die Zahlen sind ernst. Aber wir lassen uns nicht entmutigen. Wir glauben an unsere Gemeinschaft, an das Evangelium – und daran, dass Veränderung auch neue Möglichkeiten eröffnet.“ Der Evangelische Kirchenkreis Aachen habe die Kraft und auch die Möglichkeit, so ist die Superintendentin überzeugt, sich den Herausforderungen zu stellen und konstruktive Lösungen zu entwickeln.

An diesen Lösungen und konkreten Zukunftsszenarien wird der Kirchenkreis in den kommenden Monaten nun mit Arbeitsgruppen arbeiten, gegebenenfalls auch erneut mit externer Unterstützung. Erste Entscheidungen über Einzelmaßnahmen sollen möglichst schon auf der nächsten ordentlichen Kreissynode im November getroffen werden. Bis dahin bleibt der Leitsatz des einstimmig verabschiedeten Grundsatzbeschlusses Richtschnur: „Neu anfangen – gemeinsam, verantwortlich und mit Hoffnung.“

(Ev. Kirchenkreis Aachen, C. Braun)

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