03.06.2022

„Die Zukunft könnte anders sein“

Herzogenrather Passionspredigten als Buch erschienen – Sieben Träume der Bibel deuten die Gegenwart angesichts des Ukrainekriegs

Erhard Lay, Jochen Remy, Dirk Puder, Renate Fischer-Bausch, Joachim Leberecht, Britta Schwering und Frank-Ungerathen (v.l.) Foto: Juliane Siekmann

Träume sind Schäume? Wer der einen oder anderen Predigt in der diesjährigen Passionszeit der evangelischen Lydia-Gemeinde Herzogenrath gelauscht hat, wird diesem Satz ganz sicher nicht (mehr) zustimmen. Seit etlichen Jahren stellt die Kirchengemeinde die Predigten zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag unter ein gemeinsames Oberthema –  in diesem Jahr waren es Träume aus der Bibel.

Insgesamt werden rund 40 Träume im Alten und Neuen Testament erwähnt – manche sehr ausführlich, andere nur mit einem Satz. Sieben davon suchten sich die Predigerinnen und Prediger der Gemeinde zu Beginn des Jahres aus und fassten ihre Gedanken dazu in Worte. Pfarrer Jochen Remy: „Ich war direkt entschieden für ‚meinen‘ Traum, der erste im Alten Testament. Denn der Text hatte mich schon in anderem Kontext beschäftigt.“

Träume sind lebenswichtig

Anlässlich der Veröffentlichung der Predigten als Buch, initiiert durch Pfarrer Joachim Leberecht, kamen nun alle Verfasser*innen zu einem Gespräch über ihre Erfahrungen während der Auseinandersetzung mit diesem Thema zusammen. Einig waren sich alle darin – und das wird auch in den Predigttexten ganz deutlich –, dass das Träumen fundamental wichtig für das Leben ist. „Träume erweitern den Begriff von Wirklichkeit,“ so Pfarrer Dr. Dirk Puder. „Und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Gott durch unser Unterbewusstsein handelt.“  Auch dann, so ergänzt Prädikantin Dr. Britta Schwering mit Nachdruck, wenn man sich nicht aktiv an seine Träume erinnere.

Pfarrerin Renate Fischer-Bausch stimmt zu: „Nach der intensiven Beschäftigung mit den Bibeltexten und den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Bedeutung von Träumen gehe ich erwartungsvoller und bewusster schlafen. Gott wird die Zeit nutzen, wenn er will.“
Prädikant Erhard Lay weist darauf hin, dass es gerade bei Träumen wichtig ist, sich der verschiedenen Filter bewusst zu werden, die – oft unbewusst – beim Erinnern und Darüber-sprechen gesetzt werden. „Ein Filter kann auch das Gebet sein.“

Frage zum Umgang mit Macht

Für Pfarrer Joachim Leberecht wird deutlich, dass es in den biblischen Träumen sehr oft um die Frage der Macht und den verantwortungsvollen Umgang damit geht: „Das war dann angesichts des gerade begonnenen Angriffs auf die Ukraine erschreckend aktuell. Hier stellte sich mir ganz explizit die Frage: Was ist die Aufgabe von Kirche in diesem Krieg, wenn doch ein zentrales Merkmal von Jesus der Machtverzicht ist?“

Pfarrer Frank Ungerathen, der auch Flüchtlingsbeauftragter des Kirchenkreises Aachen ist, hegte schon lange den Wunsch, über das Thema Flucht zu predigen. Seine Gedanken zum Albtraum des Herodes, der zum Kindermord von Bethlehem und der Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten führt, werden durch das zeitgleich veröffentlichte Bild der leeren Kinderwagen in Lwiw in Frage gestellt. Seine Antwort nach der Bibelexegese: „Jesus identifiziert sich mit jedem Flüchtling, mit jedem toten Kind.“

So bietet das 76-seitige Büchlein, das neben den sieben Predigten mit den jeweiligen Bibelstellen auch noch einen Gastbeitrag sowie eine kurze Literaturrezension enthält, erneut nicht nur theologische Impulse, sondern ist Spiegel der weltpolitischen Lage im Frühjahr 2022.

Das Buch kann als Taschenbuch (ISBN: 9783755791744; 11,99 €), gebundene Ausgabe (ISBN: 9783756214280; 14,99 €) oder E-Book (7,99 €) in jeder Buchhandlung bestellt werden oder direkt online bei Books on Demand.

Juliane Siekmann

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